Zwischen Aufbruch und Ungewissheit: Die MBA greift in allen Bundesligen an

Die Trainer Alvaro Zuniga, Darren Stackhouse und Stijn van Duijn (von links) fiebern mit ihren MBA-Teams der neuen Saison entgegen. Foto: Hartmut Bösener


Alles neu macht der Herbst. Als eines von nur drei Programmen in Deutschland ist die Mitteldeutsche Basketball Academy (MBA) in der neuen Saison in allen drei Nachwuchs-Bundesligen vertreten. Vor dem Start am kommenden Wochenende blicken die Trainer im Interview auf die anstehenden Herausforderungen voraus.

Der Niederländer Stijn van Duijn geht in sein zweites Jahr als Coach der weiblichen U18 in der Weiblichen Nachwuchs-Basketball-Bundesliga (WNBL). Darren Stackhouse, langjähriger Erfolgstrainer der U16 in der Jugend-Basketball-Bundesliga (JBBL), betreut die neu formierte U19 in der Nachwuchs-Basketball-Bundesliga (NBBL). Dafür rückte sein Assistent Alvaro Zuniga zum Trainer der U16 auf.

Stijn und Darren, hinter euch liegt eine lange Saison, die sich bis in den Juni erstreckte. Konntet ihr im Sommer ein bisschen Kraft tanken?

Stijn van Duijn: Es war das erste Mal seit langer Zeit, dass ich im Sommer kein niederländisches Nationalteam betreut habe, von daher hatte ich auch Gelegenheit, den Akku aufzuladen. Mit meiner Partnerin habe ich ein paar Hochzeiten besucht. Ganz ohne Basketball war mein Sommer aber nicht. In Belgien habe ich Basketball-Camps geleitet. Es war eine gute Balance zwischen Arbeit und Freizeit, nun freue ich mich aber darauf, dass es wieder losgeht.

Darren Stackhouse: Es war eine lange Saison, aber der Aufwand hat sich auf jeden Fall gelohnt, denn wir haben es geschafft, endlich in die NBBL zurückzukehren. Das war enorm wichtig für das Programm und die gesamte Basketball-Region.

Alvaro, du hast im Sommer die Nachfolge von Darren als JBBL-Trainer angetreten. War das für dich der natürliche nächste Schritt? Schließlich warst du ja bereits Assistant Coach in der JBBL und hast die MBA Rookies in der Central European Youth Basketball League (CEYBL) trainiert.

Alvaro Zuniga: Ehrlich gesagt kam das für mich überraschend. Ich plane nicht weit voraus, sondern lebe eher nach der Philosophie: Mal sehen, was kommt. Bei Darren und mir hat von Anfang an die Chemie gestimmt – menschlich, aber auch sportlich. Darren ist taktisch sehr versiert, während ich mehr die Kleinigkeiten und Details sehe. Als ich dann die NBBL-Quali mit gecoacht habe, sagte er mir, dass ich bereit sei, das JBBL-Team zu übernehmen. Ich denke, ich kann Mannschaften individuell gut entwickeln.

Stijn, hinter dir und dem WNBL-Team liegt eine unglaublich herausfordernde Saison mit viel Verletzungspech und Rückschlägen. Was konntest du als junger Coach daraus lernen?

van Duijn: Ich präferiere einen freien Basketball-Stil ohne strikte Vorgaben, in der die Spielerinnen auf dem Feld selbst Entscheidungen treffen. Ich habe aber gelernt, dass es Umstände gibt, in denen der Coach stärker die Führung übernehmen muss. Das hätte ich in der vergangenen Saison früher tun müssen. Es ist nun meine Aufgabe, die richtige Balance zu finden zwischen dem Fördern von Freiheit und Kreativität auf der einen und dem situationsabhängigen Fordern von ganz bestimmten Abläufen auf der anderen Seite.

Darren, du hast das JBBL-Team dreimal nacheinander in die Playoffs geführt und trainierst nun viele dieser Spieler in der NBBL. Ist das Team stark genug, um auch auf diesem Level die Playoffs anzugreifen?

Stackhouse: Es ist sehr schwierig zu sagen. Wir haben lange nicht in der NBBL gespielt und wissen noch nicht, wie hoch das Niveau sein wird, das uns erwartet. Positiv stimmt mich, dass wir in jedem Jahrgang gute Spieler haben. Wir konnten in den vergangenen Jahren Selbstbewusstsein aufbauen und als Programm ein neues Selbstverständnis entwickeln. Leider hatten wir in der Vorbereitung mit Verletzungspech zu kämpfen. Mit Abdul Wafa und Mohamed Ibrahim fehlten uns zwei Top-Spieler. Zudem müssen wir den Verlust unseres wichtigsten Centers kompensieren, denn Carlos Domke absolviert ein Auslandsjahr in Peru. Damit fehlen uns beim ersten Spiel am Sonntag in Bayreuth drei der fünf Starter aus den NBBL-Qualifikationsturnieren. Das wird eine große Herausforderung für uns. Bevor wir konkrete Ziele ausrufen, müssen wir also erst einmal abwarten, wie wir uns in der NBBL akklimatisieren. Auch für mich als Coach ist es eine neue Situation. In der U16 geht es mehr um die individuelle Entwicklung der Spieler. In der U19 herrscht ein größerer Druck. Die Konkurrenz ist noch härter, weil viele NBBL-Spieler parallel bereits in Männer-Teams auflaufen, oft sogar im Profibereich. Zudem hat die NBBL mehr internationale Spieler als die JBBL.

Stijn und Alvaro, mit welchen Erwartungen geht ihr in die kommende Saison?

van Duijn: Für uns ist bitter, dass wir mit Chinaza Ezeani und Daria Ilies im Sommer zwei Nationalspielerinnen verloren haben. Mit ihnen beiden, den anderen verbliebenen Spielerinnen und unseren Neuzugängen wäre es nicht völlig abwegig gewesen, vom Final Four zu träumen. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir auch ohne Chinaza und Daria um einen Playoff-Platz mitkämpfen können. Auch andere Teams in unserer Gruppe haben im Sommer Leistungsträgerinnen verloren. Was uns sehr gut tut, ist, dass viele unserer Spielerinnen auch im Erwachsenenbereich auf hohem Niveau Erfahrungen sammeln können – sei es in der Zweiten Regionalliga oder der Zweiten Bundesliga. Da haben wir als Programm einen Schritt nach vorne gemacht. Wir starten mit guten Vibes in die Saison.

Zuniga: Ich bin grundsätzlich ein positiver Mensch. Ich vertraue meiner Mannschaft und glaube daran, dass wir die Playoffs erreichen können. Allerdings gibt es natürlich Unsicherheitsfaktoren wie Verletzungen, Krankheiten oder Urlaub, die sich gerade in der kurzen Vorrunde stark auswirken können. Mit Gotha, Jena und natürlich Team Halle kenne ich drei Gegner ganz gut. Göttingen, Braunschweig und Wolfenbüttel sind dagegen eher Wundertüten. Ich gehe davon aus, dass es bis zum letzten Spieltag sehr eng bleiben wird. Wir hatten eine sehr intensive, anstrengende Vorbereitungszeit, in der wir bewusst gegen sehr gute Gegner getestet hatten. Manchmal lief es sehr gut wie beim Turnier in Berlin, mit den letzten beiden Spielen war ich hingegen nicht so zufrieden. Durch Ferien und verschiedene Veranstaltungen wie Jugend trainiert für Olympia oder das Bundesjugendlager in Heidelberg hatten wir immer wieder wichtige Spieler nicht dabei.

Welchen Spielern und Spielerinnen kommt eine Schlüsselrolle zu?

Zuniga: Jakob Spalke wird einer unserer Go-to-guys sein. Er stammt aus einer Basketballer-Familie, er kann werfen, zum Korb ziehen, er bringt alles mit. Auch Fabian Hase hat großes Potenzial, beide zählen auch schon zum Trainingskader des USC Leipzig II in der Zweiten Regionalliga. Sie sind polyvalente Spieler. Eine große Überraschung war für mich in der Vorbereitung Niclas Schwipper. Er spielt erst seit drei Jahren Basketball, ist sehr fleißig und ein guter Allrounder.

van Duijn: Bei uns werden das Magdalena Zimmermann, Elisabeth Böhlert, Alicia Rosanke sowie unter dem Korb Ronja Meixner und Laura Pihan sein. Zudem bin ich sehr gespannt auf die Entwicklung von Johanna Kochmann, unserer mit Abstand jüngsten Spielerin.

Stackhouse: Wenn alle fit sind, werden Abdul Wafa, Mohamed Ibrahim, Mika Siegert und Matteo Kossira unsere Hauptleistungsträger sein.

Was traut ihr den jeweils anderen MBA-Teams zu?

van Duijn: Das NBBL-Team hat zweifellos das Zeug für eine gute Saison. Mit Mika und Abdul trainieren zwei Spieler beim Bundesliga-Team des SYNTAINICS MBC mit, das wird ihnen sehr weiterhelfen. Was das JBBL-Team erreichen kann, ist schwer zu prophezeien. Für viele Spieler wird es das erste Mal sein, dass sie sich auf nationaler Ebene mit anderen messen können. Dieser Sprung im Leistungsniveau ist unglaublich herausfordernd. Ich traue Alvaro aber auf jeden Fall zu, dass er den richtigen Mix an Spielern finden und die Mannschaft weiterentwickeln kann. Erfreulich ist, dass sich nach dem Aufstieg von Team Halle noch mehr Spieler aus der Region auf diesem Niveau beweisen können. Das werden bestimmt heiße Duelle werden.

Stackhouse: Es ist eine einzigartige Situation für alle MBA-Teams. Stijn hat mit Chinaza und Daria zwei Top-Spielerinnen verloren, das ist ein gewaltiger Verlust. Nun müssen andere Spielerinnen die Verantwortung schultern. Man muss dem Team Zeit geben. Das JBBL-Team hat wegen der Konkurrenz durch Team Halle etliche Spieler verloren, aber immer noch genügend Substanz.

Zuniga: Das NBBL-Team hat sehr gute Spieler. Wenn sie gesund durch die Saison kommen, können sie die Playoffs schaffen. Vom WNBL-Team habe ich noch nicht so viel gesehen. Ich hoffe, dass sie auch ohne Chinaza und Daria die Klasse auf direktem Weg halten können und nicht wieder in die Qualifikation müssen. Stijn ist ein guter Coach, sein Stil ist meinem und dem spanischen durchaus ähnlich.

Ihr seid als Trainer der Bundesliga-Teams drei prägende Gesichter der MBA. Wie kann man sich die Zusammenarbeit zwischen euch vorstellen?

Stackhouse: In der vergangenen Saison habe ich mit Stijn hin und wieder in der Sportschule zusammengearbeitet. Ich habe Spiele und Trainingssituationen erlebt und so einiges über seinen Coaching-Stil erfahren. Das hat mir geholfen, neue Ideen zu implementieren. Alvaro war mein Assistant Coach in der JBBL, von daher kenne ich ihn sehr gut. Beide bringen, auch weil sie aus dem Ausland sind, eine andere Dynamik und Philosophie in die MBA ein. Für das Programm sind sie ein großer Gewinn.

Zuniga: Mit Stijn habe ich mich schon ein paar Mal über Basketball ausgetauscht aber dadurch, dass wir in verschiedenen Städten wohnen, schaffen wir es nicht, uns regelmäßig zu treffen. Mit Darren verbindet mich eine Freundschaft, wir verabreden uns mindestens einmal die Woche und reden über unsere Teams.

van Duijn: Ich habe beide nicht nur als großartige Trainer, sondern als großartige Menschen kennenlernen dürfen. Dadurch, dass Darren und Alvaro meistens in Leipzig oder bei anderen Teams in Halle unterwegs sind, sehen wir uns im Alltag recht wenig.

Darren, welche Charaktereigenschaft von Alvaro hättest du gerne?

Stackhouse: Alvaro ist ein sehr lustiger Mensch mit viel Sinn für Humor, darum beneide ich ihn.

Alvaro, welche Charaktereigenschaft von Stijn hättest du gerne?

Zuniga: Ich schätze an ihm sehr seine integrative, offene Art.

Stijn, welche Charaktereigenschaft von Darren hättest du gerne?

van Duijn: Auf jeden Fall seine Gelassenheit.

Der Auftakt

Das erste NBBL-Spiel seit dem 26. März 2023 führt die MBA nach Bayreuth. Am Sonntag um 15 Uhr sind die Schützlinge von Coach Darren Stackhouse bei den CYBEX Talents gefordert, die beim vorgezogenen Saisonauftakt vor Wochenfrist einen 76:74-Heimsieg gegen Science City Jena gefeiert hatten.

Auswärts gefordert ist auch die weibliche U18 der MBA zum WNBL-Start. Das Team von Trainer Stijn van Duijn gastiert am Sonntag um 13 Uhr beim SC Rist Wedel. Mit einem Heimspiel eröffnet indes die U16 der MBA die Saison in der JBBL. Am Sonntag um 12.30 Uhr (Sporthalle Quartiersschule Ihmelsstraße, Leipzig) empfangen die Zuniga-Schützlinge das Team Wolfenbüttel/Bothfeld.

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